Rakugo im 21. Jahrhundert – Erstarrte Tradition oder Lebendiges Entertainment?

Dr. Till Weingärtner (University of Cork, Irland)

Nicht selten wurde dem Rakugo, der japanischen Vortragskunst komischer Geschichten, der Alterstod vorausgesagt. Doch im Jahr 2016 erscheint Rakugo so lebendig wie selten zuvor: Populäre Künstler füllen große Veranstaltungshallen, Manga und Fernsehserien zum Thema Rakugo erfreuen sich großer Beliebtheit und die Öffentlichkeit nahm großen Anteil an der Frage, wer den Rakugo-Meister Utamaru als Gastgeber der wöchentlichen Sendung Shōten beerben würde.
Der Vortrag soll das Phänomen der aktuellen Popularität des Rakugo von verschiedenen Standpunkten aus beleuchten und dabei unter anderem die Rolle von Frauen im Rakugo und die zunehmende Internationalisierung der Vortragskunst thematisieren. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei das Selbstvertändnis der Beteiligten und der Umgang mit dem Begriff der Tradition. Dabei soll deutlich werden, dass sich die Frage, ob beim Rakugo Tradition oder Entertainment im Mittelpunkt stehen soll, nicht erst im 21. Jahrhundert gestellt wurde.

Dr. Till Weingärtner ist Lecturer für Contemporary East Asian Studies (Japan) am University College Cork (Irland) und Direktor des Irish Institute of Japanese Studies. Nach einer nur mäßig erfolgreichen Karriere als Komiker in Osaka promovierte er 2012 an der Freien Universität Berlin im Fach Japanologie zum Thema Comedy in Japan. Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit unterstützt er japanische Künstlerinnen und Künstler bei ihren Auftritten in Europa und ist dieses Jahr bereits zum fünften Mal mit Rakugo-Meister San’yūtei Ryūraku unterwegs.

Termin: Dienstag, 28. Juni 2016, 12.15 Uhr
Ort: Artilleriestr. 70, Raum 00.112, 91052 Erlangen (Lehrstuhl für Japanologie I)